Gerhard Dauschers Vision von Venedig

Gerhard in seinem Büro über dem Venedig-Plan brütend.

Gerhard in seinem Büro über dem Venedig-Plan brütend.

Auf unserer Anlage tut sich wieder etwas. Gut ein halbes Jahr nach der Eröffnung des Italien-Abschnittes beginnt jetzt der offizielle Startschuss für den neusten Teilabschnitt Venedig. Grund genug Modellbau-Chef Gerhard ein bisschen dazu zu löchern.

 

Gerd, ursprünglich war es so vorgesehen, dass Venedig als Teil des Italien-Abschnittes auch schon im letzten Jahr fertiggestellt werden sollte. Ungefähr ein Jahr vor der Eröffnung Italiens hast Du allerdings beschlossen, dass Venedig erst in einem zweiten Schritt fertig gestellt werden soll. Was waren die Gründe dafür?

 Einer der Hauptgründe warum wir Venedig nach hinten geschoben haben war, dass wir es zeitlich nicht geschafft hätten den Termin zu halten. Wir hatten uns mit Rom ganz klar übernommen. Der riesige Petersdom und das wahnsinnige Kolosseum hat uns so viel Zeit gekostet, dass wir dann beschlossen haben erstmal Italien fertig zu machen und Venedig hintenanzustellen. An die Stelle, wo ursprünglich Venedig hinkommen sollte, haben wir dann erst einmal das Vinschgau gebaut, mit Landwirtschaft und riesigen Feldern. Theoretisch sollte das eigentlich nur eine Übergangslösung werden – schnell gebaut und nicht zu teuer. Aber als wir es dann fertiggestellt hatten, haben wir festgestellt, dass es viel zu schön geworden ist, um es hinterher wieder auszubauen. Also mussten wir für Venedig eine neue Stelle finden. Und da Venedig sowieso auf einer Insel liegt, war die Idee mit einer Insellösung für uns eigentlich eine ganz gute Geschichte. Dies hat den ganz großen Vorteil, dass im Hintergrund nichts ist an Landschaft, was den Blick verfälschen würde.

 

Diese Woche wird das Grundgerüst für Venedig aufgestellt. Was ist seit der Eröffnung Italiens in den letzten sechs Monaten passiert? Welche Vorarbeit musste geleistet werden?

Wir hatten Venedig zum Glück schon vor 2,5 Jahren fertig geplant, also die ganzen Grundrisse, die Gebäude, die Kanäle – das war schon alles in der Schublade. Also haben wir nach der Italien-Eröffnung die Schublade wieder aufgemacht, haben die Pläne wieder aufgegriffen und haben dann angefangen die Gebäude zu zeichnen. Bis die Gebäude fertig gezeichnet und geplant waren sind dann gut 3-4 Monate vergangen bevor diese von der Fräse ausgeschnitten werden konnten. Erst dann kann konnten wir mit dem Bauen beginnen. Aus Erfahrung hat es sich immer gut bewährt im Vorfeld zuerst alles sorgfältig zu planen und erst dann mit dem Bauen zu beginnen.

 

Canaletto (1697-1768): Il Gran Canal visto dal campo della Carità

Canaletto (1697-1768): Il Gran Canal visto dal campo della Carità

Wird sich Venedig modellbauerisch von dem Rest Italiens sehr unterscheiden?

Dadurch, dass Venedig in seiner eigenen Nische stehen wird und wir den Hintergrund ganz anders bemalen können, hat es die Möglichkeit sich komplett von Italien abzugrenzen. Dies ist für mich ein ganz wichtiges Element. Das zeigt sich zum Beispiel auch ganz besonders in Ligurien. Dort haben wir den Himmel mit einem knalligen blau gemalt, was den Raum komplett verändert hat. Für Venedig stellen wir uns allerdings eher orangene Töne vor, damit Venedig aussieht, wie als wenn es von einem Abendrot eingefärbt ist. So kennt man es von vielen Fotos und Bildern, vor allem in alten Aquarellen. Dort fällt auf, dass die primären Farbtöne eher Ocker, Braun und Gelb sind. Das ist auch unser Ziel in diese Richtung zu kommen. Am Ende soll Venedig zwar realistisch rüberkommen, aber auch eine malerische Stimmung dort herrschen.

 

Was wird für die Modellbauer die größte Herausforderung bei Venedig werden?

Es gibt für mich eigentlich zwei Probleme: eines kann man gut lösen, das andere ist sehr schwer beziehungsweise sehr aufwändig zu lösen. Das ist einmal der Markusdom, die Basilica di San Marco, welcher uns zwar mit seinen vielen Kuppeln und seiner aufwändigen Bauweise uns viel Kopfzerbrechen bereiten wird, aber das werden wir schon gut hinbekommen. Was mir allerdings größere Probleme bereiten wird, ist den Gästen eine kleine Gondelfahrt durch die engen Gassen zu vermitteln. Wie wir das hinbekommen, wissen wir noch nicht. Vielleicht lösen wir das technisch mit einer Gondel, die die Gäste mit dem Handy fernsteuern können. Wenn man sich Luftaufnahmen von Venedig ansieht, dann sieht man fast nur Dächer. Die Gassen und die Kanäle sind zum Teil so schmal, dass davon nur ganz wenig zu sehen ist. Aber genau die kleinen und engen mittelalterlichen Gassen  machen glaube ich für  jeden Venedigbesucher den Charme der Stadt aus. Und diese Gassen werden meiner Meinung auch das Highlight werden. Ich kann mir das sehr lebhaft vorstellen, wie man dort mit einer Gondel durchtingelt.

 

Die ersten Gebäude werden bereits in den Werkstätten gefertigt.

Die ersten Gebäude werden bereits in den Werkstätten gefertigt.

Wir haben einen relativ straffen Zeitplan, im Frühjahr 2018 wollen wir fertig sein. Was könnte innerhalb des Bauprozesses passieren, dass dieser Termin ins Wanken gerät? Welche großen Probleme könnten auf uns zukommen?

Die ganz große Schwierigkeit ist das Färben der ganzen Gebäude, das wird uns ganz viel Zeit kosten. Vor allem bedeutet das ganz viel Experimentierzeit, denn in Venedig sind die Gebäude zum Teil in einem sehr schlechten Zustand, was aber auch meiner Meinung nach die romantische Fantasie steigert.  Venedig steht ja unter dem Zeichen des Verfalls und schon seit 500 Jahren fahren die ganzen renommierten Maler weltweit in die Stadt, um noch ein letztes Mal Venedig zu malen. Und genau das möchten wir auch zeigen. Die Herausforderung ist es, dass wir es so hinzubekommen, dass man den Verfall  sieht, aber dass es auch nicht schlampig aussieht, sondern eher zerfallen oder zerbrechlich. Das müssen wir in einer guten Zeit hinbekommen.  Und dann haben wir natürlich in Venedig auch ganz viele feine kleine Stuckteile, Palazzi mit wunderschönen Fassaden,  was ganz viel Handarbeit und schnitzen und tüfteln bedeutet.

 

Vielen Dank, Gerd! Wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis und hoffen, dass das Modellbau-Team diese Probleme gut meistern wird.

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6 comments on “Gerhard Dauschers Vision von Venedig
  1. Horst Schuster sagt:

    Das ist ja super, super. Weiter so, das wird ja toll.

  2. Horst Schuster sagt:

    Das ist ja super, super. Weiter so das wird ja toll.

  3. Friedhelm Kamp sagt:

    Hallo Wunderländer,
    vielleicht könnte man ja eine Gondel mit einer Kamera ausstatten und diese dann durch die engen Gassen steuern. Gleichzeitig könnte man das Kamerabild live auf einem großen Bildschirm darstellen, um diesen Eindruck von den kleinen engen Gassen dort dann auch erleben zu können. Dann könnte man z.B. auch live unter der Rialtobrücke unterdurchfahren.

  4. Susanne Stoffel sagt:

    Das hört sich schon super und auch nach echt wieder viel Arbeit mti Liebe zu allem,den Details und generell dem Gesamten der wunderbaren Wunderland-Anage an.Man darf gespannt sein bzw. ich bin es, als Fan.

    Kommt Liugurien dann doch garnicht wieder weg?

  5. Wolf sagt:

    rechts an der Seite vom Danieli ist ein Boots Anleger, mit dem man direkt vom Flughafen ins Hotel kommt. Zeigt Ihr das auch?

  6. Jonas sagt:

    Hallo Wunderländer,
    Als kleinen Gag könnte man James Bond wie in Moonracker mit einer Gondel über den Markusplastz fahren lassen!

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